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ICT-Scouts

Seit einem halben Jahr unterstützt eine Gruppe Jugendlicher in der Funktion als «ICT-Scouts» im Schulhaus Sternmatt 2 die Mitschülerinnen und Mitschüler in IT-Fragen. 

Im Blogartikel wird aufgezeigt, wie das partizipative Projekt funktioniert, welche Herausforderungen gelöst werden mussten und welcher Gewinn für alle dabei letztlich herausschaut.

Was sind ICT-Scouts?

Ein ICT-Scout ist als First-Level-SupporterIn für die Klasse im Einsatz. Wenn Schülerinnen oder Schüler eine Frage zum Laptop, Handy, Programm... haben, wenden sie sich zuerst an den zuständigen Scout. Aus jeder Klasse ist ein Schüler oder eine Schülerin für dieses Amt gewählt. Diese/r hilft entweder direkt weiter oder weist die Anfrage an das Team der ICT-Animation des Schulhauses weiter. Damit werden die ICT-Scouts zu AssistentInnen der ICT-Animation und sind eine wichtige Triagestelle.
Lehrpersonen können selbst entscheiden, ob sie sich bei den Scouts Hilfe holen oder direkt an die AnimatorIn gelangen wollen.

 

Die ICT-Scouts profitieren von zusätzlichen Schulungen, einem ständig wachsendem Knowhow sowie von einer Urkunde, die bei einer Bewerbung Vorteile schaffen kann. 

 

Als zusätzliche Anerkennung der Arbeit erhalten alle ICT-Scouts am Ende des Schuljahres eine kleine Belohnung im Wert von ca. CHF 50.-



How comes?

Die Idee zur Lancierung der ICT-Scouts entstand vor gut einem Jahr. Die grosse IT-Migration zu den Stadtschulen Zug stand für unsere Schule vor der Tür und damit die Aussicht auf 1001 Fragen von Lehrpersonen und Lernenden zu Laptop, Programmen und HowTo.

Nachdem ich Einblick in ähnliche Projekte gewinnen durfte (Danke an Franz vom Kollegium St. Michael Zug und Jörg vom Theresianum Ingenbohl Brunnen), reifte die ursprüngliche Idee zu einem endgültigen Konzept für die Oberstufe Sternmatt 2.

Mit der jugendgerechten Bezeichnung «ICT-Scout» für die beteiligten Schülerinnen und Schüler sollte eine Verwechslung mit den erwachsenen ICT-AnimatorInnen vermieden werden.


Zeitplan

Frühjahr 2022:

  • Info Kollegium
  • Wahl der ICT-Scouts

Frühsommer 2022:

  • Erste Infos der Scouts
  • Einführung Teams & OneNote als Datenablag und Kommunikationstool

letzte Woche der Sommerferien (freiwillig):

  • Vorbezug und Aufsetzen der neuen Geräte mit den ICT-Scouts
  • Schulung ICT-Scouts

Ab Schulstart

  • Scouts im Einsatz der eigenen Klasse
  • weitere Schulungen/Treffen
  • Bestimmen + Schulung Scouts 1. OS
  • Austausch digital und analog

Ende 1. Semester (Jan 2023)

  • Abgabe Urkunde für das 1. Semester

 

«Es war super, dass wir schon vor allen anderen unseren Laptop erhalten haben. Ich durfte dann auch den Lehrpersonen beim Aufsetzen der Geräte helfen, das hat mir gefallen.»

Schüler der ICT-Scout-Gruppe

«Für mich war es eine grosse Entlastung, dass mich mein ICT-Scout beim Aufsetzen der Laptops mit den anderen Schülerinnen und Schüler unterstützte.»

Klassenlehrperson 2. OS


Von der Idee zur Implementierung

Die Scouts werden bestimmt

An einer Plenumssitzung wurde das Projekt dem Lehrerkollegium vorgestellt und eine erste Agenda definiert: Die KLP sollten möglichst bald ihren Klassenscout bestimmen und idealerweise SuS wählen, die IT-affin sind und ein gewisses Interesse am Job mitbringen. 

Die Treffen würden jeweils in der Mediothek oder online stattfinden, in der Regel nach dem Unterricht.

 

«Es ist toll, dass wir uns regelmässig treffen und wir dann Neues dazulernen. Ich kann das Wissen für mich selbst und für andere SuS brauchen.»

Schülerin der ICT-Scout-Gruppe

9 Jugendliche der ersten und zweiten OS erschienen zwei Wochen später für das erste Treffen und wurden über die Aufgabenbereiche und Benefits orientiert. Danach konnten die Schülerinnen und Schüler ihr Mitmachen nochmals überdenken und definitiv zusagen. Erfreulicherweise konnten auch einige Mädchen als Scout gewonnen werden. Da die 3. OS nach den Sommerferien unsere Schule verliessen, wurden in diesen Klassen niemand mehr bestimmt.

Als Kommunikations- und Datenablagetool entschieden wir uns für MS Teams und  OneNote.


Start mit neuen Laptops

Obwohl die Aufgabe grundsätzlich erst im neuen Schuljahr starten sollte, erhielten die ICT-Scouts die Möglichkeit, (freiwillig) ihren neuen Laptop bereits in der letzten Sommerferienwoche zu beziehen und diesen gemeinsam mit den LPs aufzusetzen. So hatten die ICT-Scouts einen Wissensvorsprung und konnten beim Aufsetzen der Geräte ihrer SchulkollegInnen in den ersten Schultagen helfen. Das war nicht nur eine grosse Entlastung der ICT-Animation, sondern auch für die LPs eine grosse Hilfe. 

Die Sinnhaftigkeit des ersten Einsatzes wirkte wie ein Booster und gab den ICT-Scouts viel Selbstvertrauen.


Treffen, Schulung, Austausch

Möglichst zeitnah fand eine weitere Schulung der ICT-Scouts durch meinen Kollegen und mich (ICT-Animationsteam) statt.

Neben einem Austausch innerhalb der Gruppe über aktuelle Herausforderungen der Migration wurden das Handling mit dem OneNote als Nachschlagewerk bei IT- Challenges sowie ein paar zusätzliche Tipps und Tricks vorgestellt, mit denen die Scouts bei ihren Kolleginnen und Kollegen Eindruck machen konnten.

Schnell entdeckten wir Talente unter den Jugendlichen.  Diese teilten ebenfalls sehr gern ihre besten Tipps mit den anderen oder erzählten von erfolgreich gemeisterten Challenges. Das bereicherte und belebte jedes Treffen.

Um das Optimum aus dem ICT-Scout-OneNote herauszuholen wurde jedes Treffen und sämtliche erfolgreich bewältigten Challenges für alle  durch mich dokumentiert. So konnte man alles selbst dann nachlesen und profitieren, wenn man mal an einem Treffen nicht dabei sein konnte. 


«Als ICT-Scout konnte ich selbst viel profitieren und gleichzeitig meinen Kolleginnen und Kollegen helfen. Auch die Tipps und Tricks kann ich den anderen der Klasse weitergeben.»

Schüler der ICT-Scout-Gruppe

Nach der ersten intensiven Migrationszeit konnten wir die Häufigkeit der Treffen stark reduzieren. Wichtige Infos, Einladungen zu nächsten Treffen oder Anleitungen werden seither via Teams-Chat verbreitet. Es fällt auf, dass die Reaktionszeit auf solche Infos ultrakurz sind. Die ICT-Scouts sind weiterhin hoch motiviert und nehmen ihre Aufgabe grösstenteils sehr ernst.

«Es ist ein grosser Vorteil, dass wir Scouts kleine Probleme selbst beheben können und man dadurch die Zeit sparen kann, um jemanden zu suchen, der einem weiterhelfen kann. Auch die Lehrpersonen schätzen unseren Einsatz.»

Schülerin der ICT-Scout-Gruppe


Aufgabengebiete

Das Notizbuch der ICT-Scouts erhält bereits viele hilfreiche Anleitungen und wird laufend weiter ergänzt.

Die meisten Probleme lassen sich mit den unter «Erste Hilfe» definierten Anweisungen lösen:

  • Gerät neu starten
  • Updates machen 
  • WLAN-Verbindung prüfen/herstellen


«Ich möchte unbedingt bis zum Ende meiner Schulzeit ICT-Scout bleiben. Es gefällt mir sehr!»

Schüler der ICT-Scout-Gruppe



Challenges, Highlights & Goodies

  • Es gehört zu den absoluten Highlights als Lehrperson mitzuerleben, wie viele der gewählten Scouts in dieser neuen Aufgabe total aufgehen und sich einen riesigen Kompetenzzuwachs erwerben. Dass dieser vielleicht sogar Auswirkungen auf ihre spätere Berufswahl hat, macht dieses partizipative Angebot noch wertvoller.
  • Gleichzeitig bleibt es eine Herausforderung, den hoch motivierten SuS immer wieder klarzumachen, dass ihr Einsatz als ICT-Scout zwar mega wichtig ist, sie aber nicht von ihren anderen schulischen Aufgaben abhalten darf. Einzelne wären am liebsten stundenlang an einem IT-Problem drangeblieben, um weiter nach einer Lösung zu suchen. Das ist zwar eine hervorragende überfachliche Kompetenz, kann den Unterricht aber dennoch stören.
  • Es gilt zu akzeptieren, dass sich nicht alle ICT-Scouts gleich engagiert einsetzen. Dennoch musste nur in einem Fall ein Schüler ausgetauscht werden, nachdem er nicht auf Nachrichten reagierte und den Treffen ohne Abmeldung fernblieb. Nach einem persönlichen Gespräch zog er sich von der Aufgabe zurück und ein anderer Schüler übernahm den Job. 
  • Die Scouts der neuen ersten Klassen können jeweils erst nach ein paar Wochen bestimmt werden. Es ist wichtig, den Zeitpunkt abzuwarten, bis geklärt ist, wer sich wirklich für den Job eignet und nicht einfach kurzerhand jemanden dazu zu verknurren.
  • Die ICT-Scouts dürfen regelmässig kleine Goodies geniessen, z.B. exklusiv die VR-Brillen ausprobieren, Sitzung mit Zvieri oder ein Makerspace-Angebot als VIP besuchen und dabei andere SuS anleiten.
  • Nach jedem Semester erhalten die ICT-Scouts eine individuelle Urkunde, die auch von der Schulleitung unterschrieben wird. Dadurch erhält das Dokument ein "Gewicht" und kann dem Scout bei einer Bewerbung einen Vorteil verschaffen.
  • Besonders hervorzuheben ist die persönliche Beziehung, die zu den ICT-Scouts entsteht. Es bereichert nicht nur den Austausch innerhalb der Gruppe, sondern macht sich im ganzen Schulhaus positiv bemerkbar. 


Fazit und Ausblick

Die ICT-Scouts der Oberstufe Sternmatt 2 sind zu einer unverzichtbaren Institution geworden. Die Scouts helfen anderen Jugendlichen (und oft auch LPs) in IT-Fragen weiter und wachsen dabei teilweise über sich selbst hinaus.

Der Erfolg des Projektes hängt auch damit zusammen, dass die Jugendlichen ihre Aufgabe als sinnvoll und selbstwirksam  erleben und sich in der Gruppe unterstützt und wohl fühlen. 

Zusätzlich wird das Projekt von der Lehrerschaft und Schulleitung breit gestützt. Auch hier erfahren die Jugendlichen Dankbarkeit und Anerkennung. Beides wirkt zusätzlich motivierend.

In Zukunft werden die ICT-Scouts weitere Möglichkeiten erhalten, (freiwillig) Kurse im Making-Bereich zu besuchen (z.B. 3D-Druck, PhysicalComputing, Audio/Videoschnitt...), um sich ein breites Vorwissen anzueignen, das sie bei entsprechenden Klassenprojekten wieder einsetzen können.

Einige Scouts beim Austausch in der Mediothek
Einige Scouts beim Austausch in der Mediothek

 

Ebenfalls angedacht ist ein Besuch in einem FabLab als Belohnung für den Einsatz.

 

Bereits nach einem Semester lässt sich sagen, dass wir die ICT-Scouts auch im nächsten Schuljahr beibehalten werden. Der zusätzliche Aufwand, der die Leitung der ICT-Scouts für mich generiert, wird durch die Beziehung zu den Scouts und deren Einsatz mehr als ausgeglichen.



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