· 

Praxistipp LernFilm

Das LernFilm-Festival bietet jedes Jahr mit seinem Wettbewerb eine tolle Chance, Schülerinnen und Schüler kreativ herauszufordern und dabei viele ihrer persönlichen Kompetenzen aufzuzeigen und zu erweitern.

Im Blogartikel werden Praxistipps für erfolgreiche LernFilme aufgezeigt, das neue Dossier für Lehrpersonen vorgestellt sowie eine Einsatzmöglichkeit von LernFilmen zur Literaturvermittlung präsentiert.

Erklärs mir - mit einem Film!

Die Grundidee scheint simpel: Schülerinnen und Schüler sollen einen Lerninhalt als Film darstellen. Die Umsetzung macht aber schnell klar, dass Lernende nicht nur den Lerninhalt bestens verstanden haben müssen, sondern auch reichlich didaktisches Flair, Fantasie und Kreativität einbringen sollen, damit ihre Produktion gelingt und diese das Ziel erfüllt.

Ein buntes Potpourri an Fähigkeiten also, das ein LernFilm von den Jugendlichen fordert und damit wunderbar zum kompetenzorientierten Unterricht passt.  LernFilme können ausserdem in nahezu allen Fächern umgesetzt werden und eignen sich daher hervorragend für das Integrieren von Anwendungskompetenzen im eigenen Unterricht.

vgl. Vermittlung von Anwendungskompetenzen LP21
vgl. Vermittlung von Anwendungskompetenzen LP21

Vorbilder gibt es genug. Erste LernFilme - in Deutschland auch «Erklärfilme» genannt - finden sich auf YouTube hundertfach. Inzwischen ist es schon fast normal geworden, den Unterricht mit einem Clip zum Beispiel von Explainity zu ergänzen. Von der «Bewerbung» bis zum «Verhalten in einem Notfall»  stehen verschiedenste Erklärvideos zur Verfügung und werden monatlich durch ein neues Video ergänzt. Auch die Jungs von «The Simple Club» sind längst keine Unbekannten mehr. Die flapsige Sprache in ihren Videos hat schon oft verzweifelten Jugendlichen ohne Durchblick geholfen und Erklärversuche von Lehrpersonen unkonventionell ergänzt. 

Auch wenn die LernFilme im Netz alle locker daherkommen - es bedarf doch einiger Übung, und Konzentration, bis der eigene Film ähnlich erfolgreich rüberkommt. Ich empfehle daher allen, mal selber einen LernFilm zu erstellen, bevor sie die Arbeiten der Schülerinnen und Schüler beurteilen. Diese Erfahrung ist sehr hilfreich, um die Leistung der Lernenden entsprechend zu würdigen. Es steckt eben weitaus mehr dahinter, als "einfach nur zu erklären...".



Das LernFilm-Festival

Beim LernFilm-Festival können Jugendliche ihr Talent, einen Lerngegenstand als Film darzustellen, in einem Wettbewerb unter Beweis stellen. In diesem Jahr unter dem Motto: Aufbrechen – unterwegs sein – ankommen. Noch bis zum 4. April 2020 dürfen Filme eingereicht werden. 

Das Portal liefert sämtliche Unterrichtshilfen gleich digital dazu.


Neu dabei ist auch ein Unterrichtsdossier für Lehrpersonen mit Grobplanung, Themenideen, einer Auflistung lizenzfreier Musik- und Geräusche-Adressen sowie einer Checkliste und einem Beurteilungsraster.

 



LegeFilm-Technik

Ein LernFilm kann in verschiedenen Techniken erstellt werden. 

  • Als Realfilm: einer reellen Filmaufnahme mit "Schauspielern",
  • als Animations- oder Stop-Motion-Film mit einer entsprechenden App oder sehr vielen Fotos und einem Schnittprogramm
  • sowie der einfachen, aber wirkungsvollen LegeFilm-Technik, bei der Bilder von Hand über einen Tisch geschoben werden und der Text gleichzeitig dazu gesprochen wird.

Wer möglichst wenig Zeit für das Filmen einsetzen möchte, entscheidet sich mit Vorteil für die LegeFilm-Technik, bei der es möglich ist, den Film in einem OneTake aufzunehmen.

Dafür arbeiten zwei Schülerinnen/Schüler gemeinsam. Während eine Person den Text liest, schiebt die andere gekonnt und zeitlich passend die entsprechenden Bilder über einen Tisch. Das Aufnahmegerät (Tablet/Smartphone) zeichnet dabei alles in einer einzigen Aufnahme auf (daher OneTake). 

Vorteile:

  • Technik ist im Hintergrund, Fokus auf Lerninhalt, Reduktion, Visualisierung und sprachliche Umsetzung
  • Benötigt bei guter Vorbereitung nur wenig Zeit für die Aufnahme
  • Einsatz persönlicher Geräte, die die Jugendlichen gut kennen
  • Kein Filmschnitt nötig
  • Lernende müssen nicht vor die Kamera


Ablauf in 6 Schritten

1 Idee finden: 

Brainstorming, Notizen machen

Welche Fakten gehören in den Film?

 

2 Drehbuch schreiben (Storyboard)

Wie entsteht eine sinnvolle Handlung? Wie lässt sich der Inhalt in kleine Häppchen teilen?

Text schreiben: einfache, klare Sprache, reduziert auf das Wichtigste.

Welche Bilder sind zum Text wichtig? Wie lässt sich das Ganze visualisieren?

Können Geräusche die Handlung unterstreichen? Hat auch was Lustiges Platz?

 

3 Alles Material zusammenstellen/herstellen: Bilder/Requisiten/Sprechblasen/Icons finden, ausdrucken, zeichnen…

 

«Uns hat geholfen, dass wir zuvor lange geübt haben. So brauchten wir nur zwei Aufnahme-Durchgänge und hatten unseren Film in weniger als 10 Minuten gedreht.»

Schülerin, 1. Oberstufe

4 Wer macht was?

Rollen verteilen: Sprecher liest den fertigen Text (gute Vorbereitung ist wichtig).

Animator schiebt die Bilder (legt die korrekte Reihenfolge vorher bereit).

Ev. Soundmaster: lässt Klänge/Geräusche ertönen (z.B. mit der App Instant button für iPhone und Android)

Danach: Üben, üben, üben!! Keine Aufnahme, ohne eine intensive Übungsphase

 

5 Aufnahme: 

Studio einrichten: "Bühne" mit Malerklebeband abgrenzen, Licht installieren, Gerät testen, Probeaufnahme machen (Filmapp auf dem Handy/Tablet). Als "Stativ" kann auch ein Tisch oder Stuhl geeignet sein. 

Danach alles in einem Guss (OneTake) aufnehmen.

 

6 Check

Fertige Aufnahme nochmals auf Fehler untersuchen: Versteht man den Text? Sieht man die Bilder? Wirkt die Aufnahme ruhig und verständlich? Können wirs besser?

Ist der Film fertig, auf dem Gerät speichern und danach via OneDrive-App in die persönliche Datenablage verschieben oder in einen von der Lehrperson freigegebenen Ordner (z.B. auf Teams) hochladen.

 



Tipps aus der Praxis

  • Gute Vorbereitung ist alles: Keine Aufnahme, bevor nicht gründlich geübt wurde
  • Stativ zwingend nötig - das kann auch ein Stuhl oder Tisch und ein Klebeband sein, mit dem das Aufnahmegerät fixiert wird
  • Bilder in der richtigen Reihenfolge bereitlegen
  • Hand beim Schieben der Bilder ruhig und immer gleich halten
  • Atmen nicht vergessen
  • Mikrofon nicht abdecken
  • Für guten Ton steht der Sprecher/die Sprecherin möglichst nahe beim Mikrofon
  • Laut und deutlich und nicht zu schnell sprechen
  • Handy unbedingt quer halten

 

 

 

 

Schärfe und Helligkeit der Aufnahme fixieren (AF/AE-Sperre aktivieren: Dazu einen Finger auf das Display gedrückt halten)

In der Mediothek Sternmatt 2 stehen zwei fixfertige Aufnahmestationen bereit.



Unterrichtsidee: Literaturvermittlung mit einem LernFilm

Auch Buchtrailer können mit der LegeFilm-Technik erstellt werden. Diese Möglichkeit ist weitaus weniger aufwändig als eine Realfilm-Umsetzung. Mein Kollege Pascal Christen hat dies mit der Klassenlektüre «Löcher» von Louis Sachar ausprobiert. (Ausschnitte des Romans sind Teil des Sprachbuches «Die Sprachstarken» für das 7. Schuljahr.) Ich durfte die Schülerinnen und Schüler bei den Aufnahmen in der Mediothek beobachten und war von den Resultaten sehr begeistert! Herzlichen Dank an die Klasse S1d!

 

Diese Methode hat Potenzial!

Wie wärs, die nächste persönliche Lektüre mal nicht mit einem Plakat oder Vortrag abzuschliessen, sondern die Schülerinnen und Schüler einen Buchtrailer mit der LegeFilmTechnik herstellen zu lassen?

In der Mediothek sind einige Bücher doppelt vorhanden, sodass immer zwei Schülerinnen und Schüler dasselbe Buch lesen könnten. Interessiert? Gern berate ich dich bei der Umsetzung.

«Die Bilder haben wir ganz einfach selber gezeichnet oder im Internet gefunden.»

Schüler, 1. Oberstufe

«Mir hat es gefallen, dass wir kein Plakat machen mussten, sondern einen Film zum Buch drehen konnten.»

Schüler, 1. Oberstufe



Weiterführung

Wer sich noch intensiver mit allen Formen von Erklär- oder Lernvideos im Unterricht befassen möchte, dem sei das Dossier von Film+Schule aus NRW herzlich empfohlen. 

 

Fertige Buchtrailer zu Jugendbüchern mit der LegeFilm-Technik können für die Leseanimation weitere Verwendung finden.

Die Resultate lassen sich via QR-Code auf die entsprechenden Bücher kleben. Gleichzeitig können diese Filme auch in die Buchtrailer-Bibliothek eingestellt werden. Von dieser Möglichkeit dürfen alle Lehrpersonen/Bibliotheken im ganzen deutschsprachigen Raum profitieren. Melde dich bei mir, wenn du darüber weitere Informationen brauchst oder meinen Support benötigst.


Querverweis zum Modullehrplan M+I

MI 1.3 Medien und Medienbeiträge produzieren

Die Schülerinnen und Schüler können Gedanken, Meinungen, Erfahrungen und Wissen in Medienbeiträge umsetzen und unter Einbezug der Gesetze, Regeln und Wertesysteme auch veröffentlichen.

Die Schülerinnen und Schüler...

Kommentar schreiben

Kommentare: 0